Nur noch gut eine Woche bis zum Tulpensonntagszug. Für die Wagenbauer heißt das: „Jetzt noch einmal richtig Gas geben.“ So fasst es Christian Keller von den Baesweiler Junggesellen zusammen. Treffpunkt ist die im Feld nahe Baesweiler gelegene Halle Keller. Zehn bis 15 Mitglieder des Junggesellenvereins kommen wechselweise im Laufe des Abends hinzu. Zunächst zwei Mal die Woche, im Endspurt jeden Tag. Der eine hämmert, andere malen den Wagen an. Jeder, der beim Zug auf dem Wagen der Junggesellen mitfährt, erfüllt im Vorfeld eine Aufgabe.
Wobei das Projekt Wagenbau nicht erst seit Januar ansteht. Denn zuvor heißt es, zu schauen, welche Reparaturen notwendig sind. Dann gilt es, dem Tüv zu erklären, was man vor hat und wie der Wagen aussehen soll. „Denn ohne die Genehmigung vom Tüv geht gar nichts“, sagt Niklas Kipar aus dem Organisationsteam, das er mit Christian Keller und Jonas Grein bildet.
2,40 Meter breit und elf Meter lang wird der Karnevalswagen sein, mit dem die Junggesellen nicht nur beim Baesweiler Tulpensonntagszug mitmachen, sondern auch bei den Rosenmontagszügen in Oidtweiler und neu in Siersdorf. Welche Motive der Wagen zeigen wird, bleibt noch ein Geheimnis. „Wir überlegen im Dezember, wie wir unser Wunschthema umsetzen können. Was das sein wird, verraten wir aber nicht, weil wir nicht möchten, dass andere Gruppen sich vielleicht Gags oder Neckereien dazu überlegen“, sagt Christian Keller. „Das ist normal und Tradition, auch bei den anderen Vereinen.“ In den vergangenen Jahren waren die Junggesellen als Piraten dabei oder präsentierten Aprés Ski, Asterix und Obelix, einen blau-weißen Partybus und zuletzt mit dem Jubiläumswagen Motive aus Baesweiler zum 150-jährigen Vereinsbestehen.
Schon viele Jahre hat der Tulpensonntagszug bei den Junggesellen Tradition. Zunächst als Fußgruppe, dann mit einem kleinen Wagen und nun seit 26 Jahren mit jenem Wagen, der gerade gestaltet wird und nach dem Abbau der jährlich wechselnden Anbauteile wieder für ein Jahr eingemottet wird. Die Vorfreude ist groß, alle haben Spaß an der Arbeit, die auch mal durch ein Bierchen unterbrochen werden kann. „Wir haben alle richtig Bock und freuen uns auf die Züge“, sagt Jonas Grein.
Am nächsten Sonntag trifft man sich an der Halle und frühstückt gegen 8 Uhr. Danach wird der Wagen an den Traktor gehängt, alles verkabelt und das Wurfmaterial aufgeladen. „Das kostet eine Summe im hohen vierstelligen Bereich“, sagt Christian Keller. Damit sich die ganze Arbeit lohnt, ist man bei drei Zügen dabei.
Die Sicherheit kommt nicht zu kurz. Im Gegenteil. „Die Auflagen sind strenger geworden, aber das ist ja auch ein wichtiges Thema. So gibt der Veranstalter vor, dass je nach Wagen vier bis sechs sogenannte ,Wagenengel‘ aufpassen, die die Gruppe selbst stellen muss“, sagt Jonas Grein. Die Veranstalter müssen die Fahrzeuge, die wesentlich verändert wurden und auf denen Personen befördert werden, von einem Sachverständigen begutachten lassen.
Beim Tulpensonntagszug werden an den Hauptverkehrsachsen vor der jeweiligen Absperrung Lkw zur Absicherung auf der Fahrbahn platziert. „Die Stadt gibt im Rahmen der Genehmigung notwendige Auflagen vor, um einen sicheren Ablauf gewährleisten zu können und hat dabei gleichzeitig im Blick, dass die Anforderungen auch für die Veranstaltenden umsetzbar sind“, sagt Stadtsprecherin Nadine Eikermann.
Am Morgen des Tulpensonntag ist in Würselen der Baubetriebshof mit acht Leuten im Einsatz, um die Absperrungen einzurichten. Für den großen Zug, der sich von Bardenberg nach Würselen bewegt, gibt es an zwei Orten eine kleine Moderation. Gleiches gibt es bei den Karnevalsumzügen in Broichweiden und in Linden-Neusen. „Im wahrsten Sinne des Wortes hinter den Karnevalsumzügen ist die Straßenreinigung des Baubetriebshofs unterwegs. Hier sind neun Leute ab mittags bis abends im Einsatz“, sagt Ameri.
Die Absperrungen und Halteverbote in Herzogenrath richtet die Stadt ein, die aber selbst keine Ordner stellt. „Diese sind von den jeweiligen Veranstaltern zu stellen“, sagt Pressesprecher Thomas Blumenhoven. Die Stadt stellt einen Container bereit, um Verpackungsmaterial am Ende der Züge zu entsorgen und prüft, dass nur die vorab angemeldeten Fahrzeuge am Zug teilnehmen.
Geschrieben von Günther von Fricken für die Aachener Zeitung
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